Von der breiten Öffentlichkeit bisher noch kaum wahrgenommen, vollzieht sich in der Automobilindustrie gerade eine Entwicklung, die zu nichts geringerem als der vollständigen Änderung des gesamten Transportwesens führen kann.
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Dabei ist hier nicht die Rede von Elektroautos, Telematik oder der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung von Automobilen. Es geht vielmehr um die Automatisierung des Fahrens selber. Was passiert, wenn einzelne oder alle Autos in Zukunft ganz oder teilweise von einem Computer gesteuert werden und vielleicht nicht mal mehr einen Fahrer haben? Oder einen Fahrer haben, der aufgrund fehlender Gewohnheit der Komplexität des heutigen Straßenverkehrs nicht mehr gewachsen ist?
Diese Vision ist zeitlich gesehen noch weit weg. Das automatisierte Fahren in bestimmten Situationen wie beispielsweise auf der Autobahn ist es jedoch nicht. Nahezu alle OEM experimentieren aktuell mit dem Thema und erproben das Fahren ohne Fahrereingriff in den unterschiedlichsten Situationen.
Es gibt viele funktionierende Beispiele für automatisches Fahren
Im Bereich des Mining gibt es seit 5 Jahren kommerzielle, selbstfahrende Systeme, die zuverlässig funktionieren. Alle großen Hersteller haben diese nun im Angebot; sie werden dort gerade zum Standard. Vor fast 10 Jahren wurden die Möglichkeiten in verschiedenen Projekten in Frankreich demonstriert. Die Technik an sich funktioniert also, wenn auch bisher nur in speziellen Umgebungen. Auch das Google-Auto funktioniert, wenn auch bisher nur unter speziellen Bedingungen.
Aktuell sind Elemente des automatisierten Fahrens bereits in nahezu allen Autos verbaut. Gegenwärtig geht es hier noch um Sicherheit, namentlich die aktive Sicherheit in Form von ABS, ESC, Cruise-Control, adaptive Cruise Control, Notbrems-Assistenten, Notlenk-Assistenten etc. Überall greift das Auto selbständig ein, entweder um Sicherheit oder Komfort des Fahrers zu steigern.
Für das automatisierte Fahren haben sich einige Definitionen durchgesetzt, die allesamt auf Stufenmodellen basieren. Dabei werden ungefähr folgende Stufen unterschieden:
Level 0: Keine Automatisierung
Level 1: Einzelne Funktionen wie ABS, ESC, Cruise Control
Level 2: Kombinierte Funktionen wie ACC, CC und Lane Centering
Level 3: Komplettes Fahren durch das Auto mit allen Funktionen in bestimmten Situationen (z.B. Autobahnassistent)
Level 4: Völlige Automatisierung.
Aktuell ist der Stand der Technik auf dem Weg zu Level 3. Das Ziel ist allerdings noch nicht erreicht.
Automatisches Fahren wird Einfluss auf viele Bereiche des täglichen Lebens haben
Gemeinsam ist diesen Definitionen, dass sie technisch orientiert sind und die Entwicklungsstufen von bestehenden Autos gliedern. Dieser Weg wird spannend sein und auf Ebene der Ingenieure und Programmierer entschieden werden. Es ist aber nicht die einzige relevante Perspektive. Begleitend wird es weitere Entwicklungen geben, die entweder notwendige Voraussetzungen sind oder durch den technischen Fortschritt erst entstehen.
Eine notwendige Voraussetzung ist die Entwicklung rechtlicher Regelungen: Alle Normen gehen davon aus, dass ein menschlicher Fahrer hinter dem Steuer sitzt. Davon leiten sich Zulassungen, Haftungsregelungen und viele weitere rechtliche Regelungen ab. Daneben muss sich das Zulassungswesen von Automobilen auf diese neuen Techniken einstellen – es gilt dann nicht mehr nur, Komponenten zu prüfen, sondern den (elektronischen) Fahrer gleich mit. Darüber hinaus werden die Themen Sicherheit (Cyper Security) und Datenschutz tiefer zu regeln sein, denn vermutlich werden alle Autos zentral oder untereinander vernetzt sein und permanent alle Details ihrer Umgebung scannen.
Veränderungen von Teilen der Verkehrs-Infrastruktur sind ebenfalls zu erwarten und je nach technischer Umsetzung des automatischen Fahrens mehr oder weniger notwendig. Wenn Autos bspw. auf Signale von Verkehrszeichen vertrauen können müssen (V2I-Kommunikation), müssen diese Verkehrszeichen flächendeckend fehlerfrei funktionieren. Wenn Straßenmarkierungen besser erkennbar sein müssen, weil Autos sie sonst nicht mit hinreichender Sicherheit erkennen können, müssen diese ggfs. speziell modelliert werden. Fahrerlose brauchen anfänglich evtl. eigene Spuren, um nicht mit dem Normalverkehr in Berührung zu kommen. Parkhäuser können und werden enger sein und mit Leitsystemen für freie Parkplätze ausgestattet sein.
Kommunikationsnetze müssen flächendeckend mit hoher Bandbreite verfügbar sein, wenn sich die Autos hauptsächlich an Kartenmaterial orientieren und ggfs. von einer zentralen Autorität gelenkt werden, um einen besseren Verkehrsfluss zu erreichen. Dann bedarf es auch entsprechender umfassender Datenaustausch-Standards.
Daneben entstehen viele Chancen: Im Güterfernverkehr (LkW) und Busverkehr würden die Transportkosten sinken, da entweder Fahrer ganz wegfallen oder aber länger hinter dem Steuer sitzen können (da sie nicht wirklich selbst fahren müssen). Kurierdienste haben ggfs. auch sinkende Kosten, müssen aber eine Lösung für die zuverlässige Abgabe der Lieferungen finden.
Im Personentransport könnten der Autobesitz (der heute aufgrund Nutzungsraten von max. 10% sehr ineffizient ist) deutlich zurückgehen und Car Sharing Modelle deutlich zulegen, bei denen das Auto auf Bestellung vorgefahren kommt. Parkplatzprobleme würden sich verringern. Taxis und Car Sharing sind dann faktisch nicht mehr zu unterscheiden. Die Bedeutung der Automarken würde dann in den Hintergrund treten.
Diese Entwicklungen stehen heute am Anfang. Vieles deutet darauf hin, dass sich hier eine drastische Veränderung vieler Märkte anbahnt und die Entwicklungen zu jeder Zeit genau zu beobachten und ggfs. frühzeitig geeignete Maßnahmen einzuleiten sind. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bewertung der Entwicklungen und der Identifizierung sinnvoller Reaktionsmöglichkeiten. Mit umfangreicher Projekterfahrungen im Bereich des automatisierten Fahrens haben wir umfassende Einsichten in das Thema auf nationaler und internationaler Ebene.
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